Dieses Stück,
geschrieben für das Ensemble adapter,
ist die Vertonung des S- und Fernbahnfahrplans des Berliner Bahnhofes Südkreuz:
Jeder Akkord und jede Tongruppe entspricht einem der dort eintreffenden und
abfahrenden Züge. Zwölf Stunden, von 20 bis 08 Uhr, wurden komprimiert
auf zwölf Minuten. Die im Fahrplan vermerkten Ankunftszeiten in den auf
der Strecke liegenden Städten bilden die Echos der Züge, der Grundrhythmus
der Musik wird damit zum Abbild des tatsächlichen Verkehrsrhythmus. In
der "Nachtruhe" zwischen 01 Uhr und 3:30 entsteht eine freie Assoziation,
die den Mittelteil des Stückes bildet.
"Südkreuz" ist eine spezielle Realisationsform meines Geomusik-Prinzips,
ein Kompositionskonzept, in dem geographische Gegebenheiten in Musikparameter
übersetzt werden. Als zeitliches Grundmaß dient hierbei stets ein
gedachter, nicht verklingender Ton, der mir Echoantworten von sehr weit entfernten
Punkten (Berge, Gebäude etc.) liefert und so Raumwahrnehmungen auch über
sehr große Distanzen entstehen läßt, die mit den normalen
menschlichen Sinnen nicht möglich wären. (Für diese Komposition
wurde nicht die Schallgeschwindigkeit als Referenzmaß gewählt sondern
das Tempo von Zügen.)
Ausschnitt aus dem Mittschnitt