In Hologrammen erscheinen zweidimensionale Objekte als dreidimensional. Stephen Hawking nimmt sogar an, dass dasselbe Phänomen auch polydimensional auf das gesamte Universum anwendbar ist. Meine musikalischen 'Hologramme' waren bisher rein Tonhöhen-orientierte Erscheinungen. Sie wurden durch Differenztöne erzeugt, bei welchen zwei Tonhöhen psychoakustisch eine dritte erzeugen – die Differenz zweier Frequenzen. Es ist eigentlich unser Gehirn, das dieses Phänomen wahrnehmbar macht. So ist es mir sozusagen möglich, nicht nur für Luftmoleküle sondern auch für Gehirnströme zu komponieren. Gepaart mit Adaptionen und Modulationen anderer natürlicher Phänomene (wie z.B. der Obertonreihe) formen diese Differenztöne die Basis meiner Tonhöhenorganisation. Die Ideologie der „natürlichen Phänomene“ wurde von Komponisten vor allem durch den progressiven Gebrauch sogenannter „erweiterter Spieltechniken“ vorangetrieben - Spieltechniken, die heute weitgehend lediglich noch als „bisher ausgeschlossene“ Techniken behandelt werden. Sie erfordern eine besondere Konzentration der Ausführenden und erzeugen dennoch rein "natürliche Klänge" auf den Instrumenten. In meinem neuen Werk 'Hologramme' schien es mir natürlich, die Matapher der Hologramme weiter auf die rhythmische Ebene auszuweiten. Resultierende Rhythmen verschiedener Polyrhythmen (welche letztlich verschiedene Verhältnisse darstellen – ebenso wie die Frequenzen der Obertonreihe) werden ausnotiert und dreidimensional in verschiedenen Tempi aufeinander geschichtet. Dieser Aufbau ist vergleichbar mit dem von Prismen oder auch mit der Musik der New Yorker HipHop-Gruppe Beastie Boys. Hologramme ist ein Auftragswerk des Ensemble adapter, geschrieben für das Projekt „Carambolage“, finanziert aus Mitteln des Finnischen Kulturfonds (Suomen Kulttuurirahasto).

Jarkko 
    Hartikainen (Finnland), geb. 1981, studierte Komposition an der Sibelius 
    Akademie bei Paavo Heininen sowie
    Musikwissenschaft, Komposition und Orchestrierung bei Harri Vuori an der Universität 
    von Helsinki. An der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt 
    am Main absolviert er zur Zeit ein Aufbaustudium im Hauptfach Komposition 
    bei Gerhard Müller-Hornbach und Beat Furrer. Zusätzlich nahm er 
    an vielen Meisterkursen teil, u.a. bei Bent Sørensen, Jonathan Harvey, 
    Magnus Lindberg, Matthias Pintscher, Toshio Hosokawa, Adriana Hölszky, 
    Enno Poppe, Helmut Lachenmann und Tristan Murail. Hartikainens Werke wurden 
    bei zahlreichen Festivals für Neue Musik aufgeführt: Musica nova 
    Helsinki, Avanti! Summer Sounds, Darmstädter Ferienkurse für Neue 
    Musik, Viitasaari Time of Music, SibaFest, Ung Nordisk Musik. Auch innerhalb 
    von Konzerten der “Ohren auf! Gesellschaft” (Korvat auki!), in 
    deren Vorstand er seit 2003 tätig ist. Hartikainen ist finnischer Vorsitzender 
    der Ung Nordisk Musik (junge nordische Musik) und ist Mitglied des finnischen 
    Komponistenverbandes seit 2006.